Mahnmal KZ-Opfer Mauthausen

Rede zur Einweihung Christoph Raffetseders, 7. Mai 2006
Ich habe in den letzten Wochen beobachtet, dass die Gestaltung dieses Mahnmals verschieden auf großes Unverständnis stößt. Daher will ich heute noch einmal die Gelegenheit nützen und ihnen meine Überlegungen zu erläutern.

Mir ging es niemals darum, das Böse an sich in einer Nacherzählung darzustellen oder nachzuempfinden. Mir ging es vielmehr darum, dem Aufarbeitungsprozess dieser Ereignisse nachzuspüren.

Was sehen wir hier: Wir sehen hier zwei schräg aus der Erde ragende Flächen. Es handelt sich hier nicht um zwei Flächen, sondern um eine geschlossen verlaufende Fläche. Das Sichtbare sind die Enden dieser 8 m langen Fläche. Es ist also hier ein Stahlgebilde, das einerseits zu versinken scheint, andererseits aber wie ein Relikt aus der Erde auftaucht, aus der Erde herausgearbeitet wird. Und das steht für mich für den Verdrängungsprozess, für Geschichtsverbiegung, aber genauso – und das thematisiert das Auftauchen – steht dieses Mahnmal für die Bewusstmachung und das Erkennen von unangenehmen Wahrheiten und was mir sehr wichtig ist, es steht für Zivilcourage. Und die hat es ja im Zusammenhang mit der so genannten Mühlviertler Hasenjagd sehr wohl gegeben. Also ein Absinken als Verdrängen und ein Auftauchen, also Nicht-Verdrängen. Ich habe mich bewusst für den Werkstoff Stahl entschieden. Stahl als ein Hilfsmittel in jeder erdenklichen Form und Stahl als ein Symbol für äußerste Härte in jeder erdenklichen Form. Dieses Mahnmal bis hin zu den Schrifttafeln wurde mit den Produktionsmitteln der Schwerindustrie gefertigt. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere beim GeschaÅNftsführer der VOEST-ALPINE Grobblech, Herrn Walter Buttinger für die Unterstützung bei der Fertigung dieses Werkes bedanken. Auf Grund der Art seiner Herstellung folgt die Gestaltung diese Mahnmals in seiner Form und Dimension einer bestimmten Industrienorm, die sich nicht am gängigen Geschmack kümmert oder die Frage, was ist schön, was gefällt oder was ist nicht schön. Mir ist es in diesem Zusammenhang nicht darum gegangen im Sinne einer Gartengestaltung diesen Platz zu verschönern, zu behübschen. Die Aufgabe des Mahnmals besteht vielmehr darin, die Ereignisse im Jahr 1945 hier an diesem Ort der Aigner Halde, deren wir heute gedenken, im kollektiven Bewusstsein zu verankern. Wir alle tragen Geschichte mit uns herum, die Geschichte im Allgemeinen, die Zeitgeschichte im Besonderen und verflechten sie immer bewusst – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – mit unserem Alltag, mit jeder Äußerung, mit jedem Witzchen. Und wir sind verpflichtet uns mit dieser Geschichte – und das betrifft jede Generation, die Zeitzeugen genauso wie Jugendliche, denn 7 Menschenrecht und Zivilcourage sind jederzeit eine Herausforderung. Ich hatte letzte Woche die Gelegenheit mit Schülerinnen und Schülern der Polytechnischen Schule Gallneukirchen zu dieser Thematik zu sprechen. Die Jugendlichen haben sich gemeinsam mit ihrem Lehrer, Herrn Wolfgang Schaller in den letzten Monaten sehr intensiv mit dem nationalsozialistischem Terror und seinen Folgen in dieser Region auseinander gesetzt. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung haben sie gewissermaßen in eine Kunstform gebracht und die werden wir jetzt hören.